Über die Inflation und Wasser aus Rumflaschen

Montag, der 27. Oktober 2014 | 19.31

In Deutschland würde ich jetzt normalerweise am Esstisch sitzen und mit meinen Eltern und/oder Freunden gemeinsam essen. Hier in Córdoba ist es eine tote Zeit. Draußen hat es sich langsam abgekühlt- was hier nicht bedeutet, dass es jetzt 19 Grad hat – mit abgekühlt meine ich das es inzwischen nur noch angenehme 31 Grad hat.

Jessy und ich sitzen gerade auf unseren Betten und hören Musik, jeder versucht seine Erlebnisse aufzuschreiben. Gerade haben wir festgestellt, dass es unglaublich ist, dass wir uns erst seit praktisch anderthalb Tagen kennen und es erst einen Tag her ist, dass wir hier angekommen sind. Schon jetzt ist die „Mayor Arruabarrena 2008“ unsere Straße geworden; unser Zuhause für einen Monat…

Nachdem mich Santiago, ein unglaublich gut aussehender junger argentinischer Mitarbeiter von Projects Abroad, vom Flughafen abholte und mich zu dem Haus der Ochoas brachte, brauchte es nicht lange bis ich Jessica, ein Mädchen aus den Südstaaten, kennenlernen sollte. Sie ist das Mädchen mit dem ich mein Zimmer teile. Ich bin ehrlich froh! Es hat sofort gepasst. Irgendwie sind wir komplett verschieden aber auch genau gleich. Sie stand mit einem Glas Wasser und meinen beiden Gasteltern in der Küche. Noch bevor ich Alejandra begrüssen konnte, Hugo hatte ich bereits unten an der Eingangstür begrüßt, kamen wir durch einen sehr witzigen Umstand ins Gespräch: Sie hatte ein leeres Glas Wasser vor sich und fragte ob ich auch eins haben möchte. Santiago schubste mich (man beachte bitte, dass ich noch mit zwei Taschen vom Flug bepackt war) in die Küche und sagte in gebrochenen Englisch „Please take your time and have a cup of water!“ Aus unerklärlichen Gründen fing er dabei an zu lachen, was ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht so recht erklären konnte.Also ging ich zu ihr und sie holte, wie ich dachte Wasser aus dem Kühlschrank. Doch was sie wirklich in der Hand hatte, war eine drei Liter Flasche Absolut Wodka. Und zu meinem Erstaunen füllte sie unsere beiden Gläser bis zum Rand voll damit, ohne einmal mit der Wimper zu zucken. Etwas erstaunt nahm ich mein Glas Wodka entgegen und drehte mich zu Santiago um. Das war der Moment, in dem Jessy entschied mich zu mögen und mir auf die Sprünge helfen wollte: „Oh no! This is no Vodka! This is water! They just keep it in these bottles! You can totally drink it!“ Santiago lag in der Zwischenzeit bereits fast auf dem Boden vor Lachen.

Hugo und Alejandra sind total nett und würden uns niemals im Stich lassen. Es ist wirklich ein großes Glück Teil einer so coolen Familie sein zu dürfen! Jeder unterstützt hier jeden aber sie lassen einem auch viel Freiraum! Die beiden haben zwei Kinder, Maximiliano und eine Tochter, die wie ich glaube 26 ist. Maximiliano lebt hier bei uns; er ist gerade mit der Uni fertig geworden. Er hat Business studiert und Jessy und ich glauben, dass er entweder sehr schüchtern ist und deswegen nicht auf Englisch mit uns reden möchte oder einfach keine Lust hat mit uns Mädels zu reden. Aber wenn man ihn dazu zwingt mit einem zu reden, kann er sehr nett und witzig sein…

Unser Zimmer ist sehr gemütlich! Unsere Betten stehen jeweils an der cremefarbenen Wand. Dazwischen ist ein winziges Fester, mit sehr schönem Ausblick. Leider können wir den im Grunde nie genießen, da es in Argeninien nicht üblich ist die Fester zu öffnen, was möglicherweise stark mit den 42 Grad draußen zu tun haben könnte! An der Decke hängt ein riesiger Ventilator, der so locker, alt und laut ist, dass es den Eindruck erweckt, er könne jeden Moment auf dich fallen! In Deutschland würde mich das Ding auf die Palme bringen! Dessen bin ich mir ziemlich sicher! Aber hier freue ich mich jedes Mal wenn ich in unser Zimmer komme und ich dieses grässliche Geräusch höre, denn es bedeutet Abkühlung! IMG_6288IMG_6287

Gestern mittag haben wir alle Zusammen gegessen. Hugo hat gegrillt. Das Fleisch hier schmeckt köstlich! Hier gibt es eigentlich grundsätzlich extrem leckere Dinge zum essen! Ganz anders als daheim aber extrem schmackhaft! Zum Beispiel: Gebratene Papaya! Hugo liebt Vanille Tabak, was dem gesamten Essen eine Note von dem Geschmacks des Tabaks verleiht. Daher stammt im Übrigen auch der Titel meines Blogs!

hugo ochoa - host father
Hugo Ochoa – Vanille Tabak und Meister am Grill

Wenn wir alle zusammen sind, sind wir elf Leute:

  1. Hugo
  2. Alejandra
  3. Maximiliano
  4. Daughter
  5. Boyfriend of the daughter
  6. Jessica
  7. Sophie
  8. Stephanie
  9. Lithuanian Girl
  10. University girl
  11. me

Das Mittagessen findet hier zwischen zwei und halb vier statt. Als wir alle draußen im Garten saßen und unser Mittagessen aßen gab es mal wieder köstliches argentinisches Leitungswasser (glaubt mir, ich weiß jetzt auf jeden Fall unser bayerisches Leitungswasser zu schätzen!) aus Rum und Wodka Flaschen! Die Idee muss ich unbedingt zu Hause einführen! Die Flaschen mit dem Leitungswasser werden dann den ganzen Tag über in den Kühlschrank gestellt und die Kälte macht das Wasser definitiv etwas schmackhafter!

Nachdem ich etwa eine Stunde geschlafen hatte, machten Jess und ich uns auf den Weg den Flea Market in der Stadt zu besichtigen!

Alejandra gab uns noch ein paar kleine Tips auf den Weg und wechselte einen Teil meines Geldes. Leider ist es so schwierig hier seine US Dollar richtig in Pesos umzutauschen. Da in Argentinien eine so wahnsinnig große Inflation herrscht und der Wechselkurs durch den Schwarzmarkt nochmals beeinflusst wird, kann man für einen US Dollar nur 5 Pesos bekommen oder wenn man gerade den richtigen Moment und die richtige Person zum tauschen erwischt, auch 15 Pesos! Was sich relativ lapidar anhört, gestaltet sich allerdings im Alltag zu einem Problem von unfassbaren Ausmaß! Aufgrund des schwankenden örtlichen Wechselkurs, kann man nie genau sagen wie viel man ausgegeben hat oder wie viel etwas wirklich kostet! Es ist unmöglich den Überblick darüber zu behalten, was man ausgegeben hat. Zum Beispiel habe ich heute morgen mit einem Freund ein Shampoo für 146 Pesos gekauft und am Nachmittag für Obst, Saft, Müsli und mindestens 7 weitere Dinge nur 56 Pesos gezahlt! Jeder von uns ist die ganze Zeit am rechnen…

Der Flea Market war ein wunderbare Idee um die lateinamerikanische Kultur in Córdoba das erste Mal kennen zu lernen…

Fortsetzung folgt 🙂

3 Kommentare zu „Über die Inflation und Wasser aus Rumflaschen“

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